Verantwortung übernehmen als innerer Prozess

Die eigene Erlaubnis, Verantwortung für das eigene Leben und Arbeiten zu übernehmen kommt nicht zufällig. Es ist jedoch ein wichtiger erster Schritt für gesunde Leistungsfähigkeit sowie ein körperlich und psychisch gesundes Leben. Auch beweisen gesunde und schlagkräftige Organisationen, dass sie diese Entwicklung bei ihren Mitarbeitenden zulassen und unterstützen.

Es gibt eine eindeutige und wichtige Erkenntnis aus meiner Arbeit mit Unternehmern, Organisationen und der eigenen Beschäftigung mit psychischen Prozessen in uns Menschen.

Charakter, innere Stärke, Durchhaltevermögen in der Verfolgung höherer Ziele, Beständigkeit und Resilienz entstehen weder zufällig, noch von alleine.
Ein Unternehmer wird nicht einfach als guter Unternehmer geboren. Er/sie wird es und bleibt es nur durch die ständige und wiederholte Beschäftigung mit allen Facetten der eigenen Aufgabe sowie dem mühsamen und geradezu penetranten „sich Stellen“ allen unangenehmen Themen, die einem oft sogar im Minutentakt begegnen.

Eine Organisation „ist“ nicht einfach schlagkräftig und positiv reaktiv auf äußere Einflüsse. Sie ist es nur durch die ständige Beschäftigung mit allen Problemen, die ihr begegnen. Dadurch, dass sie diese Probleme nicht ignoriert, wegdrückt oder Schuldige findet. Nein, dadurch, dass sie jedes Problem umarmt, sich an ihm reibt, mit ihm tanzt und über die gründliche Erkenntnis seiner Ursache zu einer Lösung kommt; diese Lösung dann in die Organisation integriert und dadurch stärker wird.
Das menschliche Immunsystem „ist“ nicht einfach stark. Es benötigt die ständige Herausforderung durch negative Reize von außen. Nur in der Herausforderung durch Bakterien, Pilze, Keime und Viren entwickelt es die eigene Fähigkeit, diese intensiv zu analysieren um eine ganz individuelle Umgangsweise damit zu entwickeln und im Systemgedächtnis für die Zukunft abzuspeichern. Der Krankheitskeim will vom Menschen bewältigt, bearbeitet und schließlich durch größere und anhaltende Immunkraft überwunden werden.

Und das gleiche gilt zuletzt auch für die Psyche des Menschen. Jede Form der Wahrheitsfindung, Urteilsentwicklung und eigenen Bewusstseinsbildung geschieht durch gezielte Wahrnehmung der verschiedensten Phänomene. Guter, wie schlechter. Lediglich die eigene Beschäftigung, das Ringen damit, führt zur eigenen, individuellen, inneren Aufrichtung. Der Ermächtigung – der inneren Erlaubnis, aus einer selbst errungenen Erkenntnis in eine angemessene Handlung zu gehen.

Nur ein Mensch, der diesen Prozess durchschritten hat, handelt selbst-bewusst.

Nur eine Organisation, die diese Prozesse verinnerlicht hat, ist aus sich selbst heraus stark und robust.

Nur ein Unternehmer, der diese Tugend pflegt und mit jeder seiner Handlungen Verantwortung übernimmt, führt ein auf gesunde Weise starkes Unternehmen.

Es ist also nicht richtig, sondern sogar gefährlich, Unangenehmes, Negatives oder Belastendes zu ignorieren, auszugrenzen, fern zu halten oder zu bekämpfen, um davon nicht berührt zu werden. Das gilt sowohl für jeden einzelnen von uns, als auch für Teams und Organisationen.

Nur das „an uns Heranlassen“, die Berührung, die Auseinandersetzung auch mit Unangenehmem, das manchmal schmerzhafte Ringen um eine Lösung versetzt uns mit jedem mal besser in die Lage, dem Leben gesund und kraftvoll zu begegnen.
Es bildet Kräfte in uns heraus, die uns erlauben, selbstermächtigt zu handeln.

Und diese Selbstermächtigung ist die Basis für wahre Selbstwirksamkeit und damit ein wesentlicher Faktor von Salutogenese, der Entstehung von Gesundheit in Menschen, in Organisationen und damit in der Gesellschaft.